Green Frontier door Agnieszka Holland: Overleven in de oerbossen van Europa

Green Frontier door Agnieszka Holland: Overleven in de oerbossen van Europa

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Selten hat ein Spielfilm Polen derart aufgewühlt. „Die grüne Grenze“ (Zielona granica) über das dramatische Schicksal von Migranten zwischen Belarus und der EU läuft seit Freitag in Hunderten von Kinos. Die mächtigsten Männer des Landes beschuldigen die Regisseurin Agnieszka Holland, mit dem Film ihr Land, insbesondere seine Behörden und Beamten zu bespucken und Handlangerin Putins zu sein. Die 74 Jahre alte Holland hat Personenschützer angeheuert. „Diese Hasskampagne kann reale, nicht nur verbale Gewalt provozieren“, sagt sie der F.A.Z.

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Holland, in Deutschland spätestens seit „Hitlerjunge Salomon“ (1990) bekannt, ist die wohl bedeutendste Person unter Polens Filmemachern. Das Internet sei voller Hass und Drohungen, sagt sie. In knapp drei Wochen sind Parlamentswahlen. Die Stimmung ist aufgeheizt.

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„Die grüne Grenze“ wurde auf dem Festival in Venedig soeben mit dem Sonderpreis ausgezeichnet. Der Film spielt in den teilweise sumpfigen Urwaldgebieten, in denen Menschen aus Syrien, Afghanistan und anderen Ländern versuchen, von Belarus aus über die bis vor Kurzem schwach gesicherte Grenze in die EU zu gelangen. 2021 erkannten die Machthaber von Minsk ein Geschäftsmodell und schleusten immer mehr Menschen dorthin. Im Film kommt der Syrer Bashir, wunderbar verkörpert von dem selbst aus Syrien geflohenen Jalal Altawil, mit Sohn, Schwiegertochter und den kleinen Enkelkindern über Minsk an die Grenze.

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Uniformierte pressen den Migranten Geld ab, öffnen den polnischen Stacheldraht. Polnische Grenzer nehmen die Familie wenig später fest, transportieren sie zurück, jagen sie auf die andere Seite. Dort werden sie wieder aufgegriffen und abermals – jetzt mit Gewalt – nach Polen getrieben. Irgendwann wird Bashirs Enkel Nur von der Familie getrennt; er ist in der EU, aber er ertrinkt, völlig entkräftet, in einem Sumpf. Julia, die polnische Aktivistin, die ihn retten will, ist schon in Sichtweite, doch sie kommt zu spät.

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Die Kamera richtet sich erst auf die Migranten, dann auf die Grenzschützer, schließlich auf die Aktivisten. Julia (Maja Ostaszewska) ist eine von ihnen: Die Großstädterin hat sich im Wald ein Haus gekauft und betreut als Psychotherapeutin per Video Patienten. Als die Migranten und mit ihnen humanitäre Aktivisten kommen, engagiert auch Julia sich – bis sie unter dem Verdacht der „Schleusung“ selbst festgenommen wird.

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Ein Diktator instrumentalisiert Migranten gegen die EU

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Die dritte Gruppe von Akteuren sind die polnischen Grenzer. Etwas weniger brutal als ihre belarussischen Kollegen und nicht korrumpierbar, zeigen sie hin und wieder menschliche Regungen. Vor dem Einsatz zieht sich ein junger Grenzschützer langsam die Sturmhaube ins Gesicht; ob zur Sicherheit oder aus Scham, weiß man nicht. Damit kontrastiert ein anderer großartiger Moment im Epilog: Nächtliche Szenen von der Aufnahme von zwei Millionen Ukrainern an Polens Ostgrenze bei Kriegsausbruch 2022.

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Das Thema des Werks ist die „Festung Europa“ mit der Pushback genannten Verbarrikadierung gegen Migranten. Der Film hätte auch am Mittelmeer spielen können. Freilich ist dort die Instrumentalisierung der Migranten durch einen Herrscher, der die EU destabilisieren will, nicht so offenkundig. Das Dilemma, wie ein Land sich gegen einen Nachbarstaat schützen soll, dessen Diktator öffentlich ankündigt, Migranten – Menschen – als Waffe einzusetzen, hat Holland nicht beantwortet, sie muss es auch nicht. Stattdessen vergegenwärtigt sie, dass die missbrauchten Syrer und Afghanen Menschen mit Rechten sind.

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In Polen kocht es. Die Sprecherin des Grenzschutzes erklärte, anlässlich des Films, Pushbacks gebe es nicht, sondern nur „Zurückweisungen an die Grenzlinie“. Die Behörde dementierte auch, dass eine schwangere Migrantin, wie im Film zu sehen, von den Beamten gepackt und über den Grenzzaun geworfen worden sei. Der Chef der regierenden PiS, Jarosław Kaczyński, wetterte, wer ein solches „widerliches Pamphlet“ herstelle, unterstütze oder auch nur gut aufnehme, sei „Teil der Armee Putins“ und jener Kräfte, die Polen zu einem „Kondominium“ seiner Nachbarstaaten in Ost und West machen wollten. Staatspräsident und Regierungschef stimmten ein. Justizminister Zbigniew Ziobro verglich die „Grüne Grenze“ mit NS-Propagandafilmen und ihrer „Darstellung der Polen als Banditen“. Holland, deren Vorfahren teils im polnischen Widerstand waren, teils Opfer des Holocausts wurden, wehrt sich. Sie fordert eine Entschuldigung und eine Spende des Ministers an den Verein „Kinder des Holocaust“.

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Ein Staatssekretär forderte von allen Studiokinos in Polen, vor Hollands Film ein zwanzig Sekunden dauerndes Gegenvideo zu zeigen. Es weist auf den von Belarus geführten „hybriden Krieg“ hin. Der Spot endet mit den Worten: „Wir schützen die Grenze. Sicheres Polen.“ Zahlreiche Kinobetreiber haben angekündigt, diese Forderung nicht zu erfüllen.

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